Die Leitidee des Entwurfs

Das Entwurfskonzept sieht vor die Mitte des Marktplatzes als „Neues Herzstück“ erlebbar zu machen. Dies gelingt durch die Befreiung der zentralen Platzfläche von Stellplätzen und dem neu aufgefüllten Baumkranz, der dem Platz einen räumlichen Abschluss verleiht. Durch eine neue Bepflasterung soll die Platzfläche hervorgehoben werden. Diese bildet auch einen eigenen Raum für die Parkplätze, die sich innenliegend befinden. Im gesamten Entwurf werden Betonsteinpflaster und drain- und verdunstungsfähiger Recyclingbeton verwendet. Der Pavillon und die Brunnenskulptur bilden mit einem neu installierten Wasserspiel ein Ensemble. Durch die Freistellung der Blickachse zur Villa wird diese Teil des Platzes. Der Pavillon wird mit neuem Außenmobiliar versehen. Inszeniert wird der Platz durch einen Kronleuchter, der über dem Platz schwebend die Mitte definiert. Durch die neuen Bäume müssen von 130 Marktständen lediglich 8 entfallen. Mit der Fassung der Parkplätze innerhalb der Baumkränze, wird ein großer Teil des Platzraums von den Autos zurückgewonnen.

Die Erschließungsstraßen wird verschmälert und die Gehwege vor den Ladenzeilen werden verbreitert. Dadurch können Grünflächen, aber auch Raum für Außengastronomie und Verkaufsflächen entstehen. In der Jägerstraße wird auf Entsiegelung gesetzt. Die Baumreihen im Bestand werden aufgefüllt, in Pflanzflächen gesetzt und Fahrradständer integriert.

Im Bereich der Kreuzungen werden die Pflanzflächen zu Piazzen, in denen sich Spielflächen wiederfinden.

Ein kleiner Platz mit Grüninsel bildet den östlichen Auftakt ins Zentrum, sowie das Entree der VHS. Die VHS, öffnet sich zur Parallelstraße und wird Teil des Grünzugs. Der Innenhof erhält Grüninseln. In diesen befinden sich unterschiedliche Spielmöglichkeiten.

Stellplätze für Fahrräder und Autos werden ausreichend zur Verfügung gestellt. Eine öffentliche Toilette steht zur Verfügung.

Die Beurteilung des Preisgerichs

Die Arbeit fällt besonders durch zwei deutlich betonte, streng orthogonale Baumreihen im Zentrum des Wettbewerbsgebietes auf. Sie „umkränzen“ geradezu die beiden großen Parkplätze des Altmarktes und stellen damit ein stadtgestalterisch starkes Zeichen dar. Die geschlossenen Baumkarrees werden durch ergänzende Pflanzungen im Baumbestand erreicht. Die bisher sehr lückenhaften Platanenreihen um die Parkplätze werden insbesondere an den Kopfseiten systematisch geschlossen. Bei guter Entwicklung des Bestandes und gleichzeitig optimal verlaufender Entwicklung der Neupflanzung könnte mittelfristig ein homogenes Bild zweier den Stadtraum prägender Baumkarrees entstehen.

Das eigentliche „Herz“, der zentrale Platz des Altmarktes, bleibt weitgehend steinern und ohne weitere besondere Begrünung. Die Anreicherung mit Grün findet allein durch Neupflanzung von Hochstämmen (Platanen), jeweils an den schmalen Seiten der Baumkarrees statt. Der Platz zeigt damit gleichzeitig eine große Offenheit in Ost-West-Richtung zur Jägerstraße. Die Qualität des zentralen Platzes ergibt sich einerseits aus den aufgewerteten Bestandselementen wie Pavillon und Brunnen und andererseits aus einem neuen, bodengleichen Wasserspiel. Dessen Mehrwert für das Mikroklima und die Funktion als Kinderspiel ist besonders anzuerkennen.  Quer zur Hauptlaufrichtung des Marktes stehen neue Bankelemente, die den Platz fassen und gute Aufenthaltsbedingungen schaffen. Als Besonderheit des Entwurfes ist das große, scheinbar über dem Platz schwebende kreisrunde Lichtspiel hervorzuheben. Ähnliche Lichtelemente finden sich auch in kleinerer Ausführung mehrfach im Verlauf der Jägerstraße, ein interessanter Vorschlag für das im Nachgang des Wettbewerbsverfahrens noch zu erarbeitende Gesamtbeleuchtungskonzept.

Die Jägerstraße erhält mit umfangreichen Baumpflanzungen und Pflanzbeeten starke grüne Akzente. Dabei können die umfangreichen Beetanlagen insbesondere vor der nördlichen Häuserzeile für Anwohnende und Geschäftskunden funktional eher störend wirken.

Der Umgang mit dem VHS-Hof schafft durch Baumpflanzungen und Beete zwar mehr Grünsubstanz; die Platzierung neuer Stellplätze im hinteren Bereich schmälert allerdings die Aufenthaltsqualität des ansonsten grünen Innenhofs.

In der Arbeit finden sich keine expliziten Aussagen zum Umgang mit den veränderten klimatischen Verhältnissen. Allerdings sprechen die umfangreichen neuen Baumpflanzungen in der Jägerstraße und die Ergänzungen auf den Parkplätzen implizit deutlich für die Absicht der Planverfasser*innen, das Stadtklima in Alt-Hamborn zu verbessern.

Bezüglich der Wirtschaftlichkeit liegt die Arbeit im Rahmen.

Der Entwurf bietet mit seinen raumbildenden Baumpflanzungen um die großen Stellplatzflächen einen interessanten Vorschlag für eine klimaangepasste Entwicklung des Altmarktes Alt-Hamborn, kann aber mit seinen funktionalen und gestalterischen Vorschlägen für die zentrale Platzfläche nicht vollständig überzeugen.

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