Die Leitidee des Entwurfs

INTENTION | Die Umgestaltung des August-Bebel-Platzes und der angrenzenden Weseler Straße bietet eine große Chance für den öffentlichen Raum des Zentrums Marxlohs. Der heute zugestellt wirkende, stark fragmentierte und überwiegend als Stellplatzfläche genutzte August-Bebel-Platz wird in seiner Grundstruktur neu geordnet. Durch den vollständigen Entfall der vorhandenen PKW-Stellplätze wird er zum autofreien, grünen Stadtplatz, der den differenzierten Nutzungsansprüchen der Stadtgesellschaft wieder gerecht werden kann.

STRATEGIE | Der Entwurf gliedert den Platz grundsätzlich in zwei Teilbereiche: Der nordwestliche Bereich ist dem Öffentlichen Nahverkehr, insbesondere dem Busverkehr, vorbehalten, der südöstliche Platzbereich wird zum neuen multifunktional nutzbaren Stadtplatz mit Klimaoasen und Stadtbühne.

KLIMAOASEN UND STADTBÜHNE | Durch eine großflächige Entsiegelung des Platzes kann nicht nur den Bestandgehölzen mehr Wurzelraum zur Verfügung gestellt werden, es entstehen gleichzeitig kleine grüne Klimaoasen, die durch attraktive Spielanlässe ergänzt werden. Gesäumt werden diese mit Gräser- und Stauden bepflanzten Inseln durch Rasenfugenpflaster, das sowohl den Grünanteil auf dem Platz erhöht als auch die Marktnutzung und andere Veranstaltungen ermöglicht. Dem dreimal wöchentlich stattfindenden Markt kommt demnach eine besondere Bedeutung bei der Neugestaltung zu. So ist auf einem Großteil der Platzfläche, etwa 950m2, der Wochenmarkt uneingeschränkt weiterhin möglich. Befestigte und entsiegelte Flächen orientieren sich an der Aufstellung der einzelnen Marktstände, ohne diese in der Gestaltsprache ablesbar zu machen. Eine großzügige Fläche, die aus wassergebundener Wegedecke hergestellt wird sowie ein mit hellem Betonstein befestigter Saum, ziehen den Platz zu einem Gesamtensemble zusammen. Die Beschaffenheit der wassergebundenen Wegedecke ermöglicht neben der Marktnutzung und barrierefreien Durchwegung der Fläche auch das Pflanzen neuer Gehölze auf dem Platz.

Neben den Klimaoasen entsteht ein Wasserspiel, welches zum Abkühlen und Toben einlädt. In den Wintermonaten kann die Fläche als Eislaufbahn genutzt werden. Eine besondere Beleuchtung inszeniert den Raum zusätzlich und macht ihn zur Bühne des städtischen Lebens. Die einzelnen Wasserdüsen sind während des Wochenmarktes abgeschaltet und können überfahren und temporär überbaut werden. Der Schnellimbiss im Süden des Platzes bleibt in seiner bestehenden Form erhalten und wird der Gestaltsprache entsprechend durch eine Grüninsel ergänzt.

Durch diese klare Gliederung der Funktionen schafft der Entwurf eine offene Gestaltung, die ein sicheres Zusammenleben fördert und fortan den differenzierten Nutzungsansprüchen als multifunktionaler Stadtplatz gerecht werden kann. Es entsteht ein neuer grüner Treff- und Umstiegspunkt in Marxloh-Hamborn, der Anwohnenden, Kund*innen des Einzelhandels sowie Nutzenden des ÖPNVs gleichermaßen eine besondere Aufenthaltsqualität bietet, ohne dabei die Raumansprüche an den dreimal wöchentlich stattfindenden Markt zu vernachlässigen.

Die Beurteilung des Preisgerichs

Die Arbeit setzt sich differenziert mit der Gestaltung des urbanen Raums auseinander. So wird der August-Bebel-Platz in zwei Teilbereiche gegliedert. Während der nordwestliche Bereich den öffentlichen Nahverkehr fokussiert, bildet der südöstliche Bereich eine multifunktionale Platzfläche, die wiederum in unterschiedliche, gut proportionierte Teilräume untergliedert ist.

Die Strukturierung der Verkehrsführung für den ÖPNV in Verbindung mit den mittig zwischen den Fahrspuren gelegenen Aufenthalts- und Wartebereichen wird positiv bewertet. Die Anordnung der langgezogenen Dachkonstruktion bietet nicht nur Wetterschutz, sondern auch ein besonderes Charisma für den Ort. Die parallel verlaufende multifunktionale Platzfläche weist eine dem Raum entsprechende gut proportionierte Maßstäblichkeit auf. Der Wechsel an befestigten Flächen und nicht versiegelten Bereichen schafft eine vielfältige Zonierung. Die Teilräume schaffen mit Wasserspiel und Spielangeboten in Verbindung mit dezentral angeordneten Sitzelementen gute Aufenthaltsqualität. Negativ bewertet wird jedoch die eingeschränkte Möglichkeit zur Durchführung der Marktnutzung. Ebenfalls in Bezug auf die Marktnutzung wird die Befestigung mit wassergebundener Wegedecke negativ bewertet, da hier erheblicher Unterhaltungsaufwand erforderlich ist. Die Ausgestaltung der Fahrradstraße mit vorgegebenen Fahrstreifen verhindert eine Ausgestaltung der Platzfläche bis an die angrenzenden Fassaden und wirkt damit für die örtlichen Anforderungen überdimensioniert.

Die Gestaltung der Weseler Straße schafft wertvolle und kommunikative Räume entlang der Fassaden. Positiv bewertet wird die Anordnung von Hochbeeten in Verbindung mit einer gut abgewogenen Taktung der einzelnen Ausstattungselemente. Die Ausgestaltung der Bankelemente führt jedoch aufgrund der langen Dimensionierung zu einer eingeschränkten Querbarkeit des Straßenraums.

Mit den vorgeschlagenen ausschließlich direkt strahlenden Systemen und den gewählten Leuchtentypen sind die Wettbewerbsaufgaben „Ausleuchtung und Sicherheit“ klar zu erfüllen.

Insgesamt wird bei der Arbeit vor allem die Qualität der attraktiven und gut nutzbaren Räume gewürdigt.

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